Sitzbänke neu beziehen
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Material und so
Manchmal soll es ja notwendig sein, seine Sitzbank neu zu beziehen. Im folgenden eine
kleine Anleitung, dieses selber und mit Hausmitteln zu tun.
Zuallererst besorge man sich folgende Dinge:
- ca. 15 Leimzwingen. Das sind Klammern aus Blech, die in etwa wie zu groß geratene
Wäscheklammern funktionieren. Etwa 2 DM pro Stück beim Werkzeughändler eures
Vertrauens.
- Einen Topf mit Pattex (gibt's im Blechdöschen, da kommt man besser mit dem Pinsel zurecht).
- Poppnietzange oder Tacker, nebst Nieten bzw. Klammern.
- Eine möglichst alte, robuste Nähmaschine.
- Für Kunstleder geeignete Nadeln für die Nähmaschine (im Fachgeschäft, wo die Omas,
die Babyklamotten für ihre Enkel nähen immer einkaufen, fragen .. die haben sowas, nur
keine Berührungsängste)
- Vielleicht im gleichen Laden zu bekommen: Knopflochgarn in der Farbe des Bezuges.
Das ist so ziemlich das festeste, was man mit einer normalen Nähmaschine verarbeiten kann.
- Kunstleder in der gewünschten Farbe. Zu bekommen beim nächsten Autosattler (für eine
Sitzbank ca. 20 DM)
- Etwas Packpapier, ein Skalpell, Schere, Stift usw.
Schreiten wir nun zur Tat ...
- Zuerst muß die Sitzbank demontiert werden. Klar, kein Mensch bezieht eine Sitzbank, wenn sie
noch an der Karre hängt.
- Hat man sie dann so unschuldig auf seinen Knien liegen, schaut man sie sich mal etwas genauer an.
Bei den Sitzbänken für Zweiventilboxer von BMW (die sind wohl alle von Denfeld) ist der Bezug auf
einen Stahlblechrahmen mit Poppnieten aufgenietet. Bei vielen Japanern ist der Bezug mit Klammern
aus einem Tacker befestigt. Ich beschreibe im folgenden nur noch für BMW Sitzbänke, die anderen
müssen sich dann ihren Teil denken ...
- Zunächst entfernt man alles,was an der Sitzbank angeschraubt ist, wie Bürzel oder Halteriemen.
- Unter den Poppnieten sind wie Unterlegscheiben Blechstreifen, die den Druck auf das Kunstleder
verteilen. Man tut sich selber einen Gefallen, diese mit einem Stift durchzunumerieren, oder ein
Photo zu machen.
- Als nächsten Schritt bohren wir mit einem 5-mm-Bohrer die Köpfe der Poppnieten weg. Ist das
rundherum geschehen, sollte man den Bezug abnehmen können. Häufig ist der Schaumkern
auf den Blechrahmen aufgeklebt. Er sollte vorsichtig vom Rahmen getrennt werden, so daß er
möglichst wenig beschädigt wird. Danach kommt er ersteinmal in den Heizungskeller, denn er
ist bestimmt etwas feucht und kann Trocknung vertragen.
- Am Sitzbankrahmen vorhandene Gummipuffer werden auch abgenommen und am besten gleich
neu besorgt. BMW-Fahrer mögen sich über den geringen Preis und die Verfügbarkeit dieser Teile freuen.
- Der abgenommen Bezug wird nun von anhaftenden Kleberresten befreit (pulen) und danach an den
Nähten mit dem Skalpell aufgetrennt. Danach legt man ihn am besten zwischen zwei Holzplatten o.ä.
Er hat sich nämlich mit der Zeit verzogen, und soll sich erst einmal etwas flachliegen.
- In der Zwischenzeit kann man sich dem Stahlblechrahmen widmen. Zuerst entfernt man alle Reste der
Poppnieten und des Schaumkernes. Die Denfeld-Sitzbänke haben wohl leider alle keine Grundierung
bekommen - es bietet sich also an, den Rahmen sandstrahlen und feuerverzinken zu lassen.
Keine Angst, da verzieht sich nichts. Das Blech ist dick genug und der Rahmen ist klein genug.
Vorher sollte man natürlich Risse schweißen lassen, so sie denn vorhanden sind.
- Nach dem Verzinken kann man noch Farbe auftragen. Aber nicht jede ist geeignet. In den
Verzinkereien kann man aber normalerweise Farbe kaufen, die auf Zink hält. Die Farbe sollte am
besten zwei bis drei Wochen im Heizungskeller aushärten können, weil sie sonst beim Beziehen
der Sitzbank leicht beschädigt wird. Nach dem Aushärten der Farbe können die Gummipuffer
wieder montiert werden.
- Zurück zum Bezug ... ist er halbwegs flach geworden, macht man von ihm eine Schablone aus
Packpapier, mit Nahtzugabe und so. Nach dieser schneidet man sich die Einzelteile des neuen
Bezuges zurecht.
- Zum Nähen kommen zum ersten Mal die Leimzwingen zum Einsatz: Man klammert nun jeweils zwei
Teile, die man vernähen will mit den Klammer auf Links zusammen (Ich hatte Nähen in der Schule.
Merkt man das J ?). Vor der Nähmaschine nimmt man die Klammern jeweils wieder ab.
- Ich will hier jetzt nich den Umgang mit einer elektrischen Nähmaschine erklären, da kennt ihr
bestimmt alle jemanden, der das kann (Mama?).
- Nach dem Nähen pinselt man die beiden Nahthälften mit Pattex ein und presst sie nach dem
Ablüften aufeinander (fummlig, aber es geht). Es dient der Abdichtung der Naht, damit kein
Wasser eindringt und den Schaumkern durchfeuchtet.
- So, nun kann man den Bezug über den Schaumkern auf den Rahmen ziehen. Hier braucht man die
Leimzwingen noch einmal. Mit den Leimzwingen wird der Bezug an dem Falz am Rahmen, wo er
vorher festgenietet war befestigt. Und nun wird rundherum immer wieder nachgezogen, bis keine
Falten mehr da sind. Man braucht eigentlich soviele Leimzwingen wie Nieten, mit denen der Bezug
befestigt ist.
- Nun kann man sich aussuchen, ob man den Bezug wieder festklebt oder nur aufnietet. Will man ihn
noch kleben, dann löst man immer nur eine Leimzwinge und klebt das freie Stück auf den Rahmen,
bis man einmal rundherum ist. Festkleben würde ich aber nur, wenn der Bezug festgetackert ist,
weil die Klammern nicht so stabil sind wie Poppnieten.
- Nach dem Kleben sticht man nun mit einer Ahle die Löcher durch den Bezug an den Stellen,
wo die Poppnieten im Rahmen saßen. Das dürfte kein Problem sein, weil die Löcher im Rahmen
ja noch da sind. Danach nietet man den Bezug mit neuen Poppnieten und den Unterlegblechen
fest. Man sollte den Akkubohrer zur Hand haben, da beim Verzinken die Löcher im Blech evtl. zu
klein sind, oder man das Loch im Kunstleder noch erweitern will. Sind alle Nieten drin, kann mit
einem Skalpell überstehendes Kunstleder abgeschnitten werden ...
- ... und siehe da, die Sitzbank ist besser als neu. Zum Schluss müssen nur noch die
abgeschraubten Teile montiert werden, und dann kann es wieder losgehen.