Radlagerwartung an BMW R80 G/S und R65

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Radlager-Einleitung

Ein typischer Schaden an älteren Boxern ist ein defektes Radlager. Dies liegt nicht etwa an mangelnder Fertigungs- oder Materialqualität, sondern daran, daß die Besitzer oder die Werkstätten die Lager nicht warten. Von der Auslegung her könnten die Radlager sicher 200 000 km und mehr halten. Mir sind bisher zumindest nur Radlager mit Korrosionsschäden untergekommen; meistens geben die Lager auf, weil der Lagerkäfig durch Korrosion angegriffen wurde und zerbrach. Folg ist ein sehr großes Spiel in der Lagerung.

Und genau dem kann man abhelfen, indem man die Radlager regelmäßig neu befettet. Diese Wartung ist von jedem machbar, der auch Ölwechsel an seinem Motorrad selber macht. Übrigens, "regelmäßig" heißt ca. alle 30 000 km. Die Kosten betragen ca. 10...20 DM plus Fett.

Sollten an einer R 80 G/S oder an einer R65 die Radlager defekt sein, so ist das auch kein Beinbruch und meist auch nicht teuer, diese zu tauschen.

Wichtig: Sobald man feststellt, das das Radlager defekt ist, nicht mehr fahren! Wenn das Lager "frisst", die Laufrollen verkanten o.ä wird entweder der Lagerinnenring auf der Steckachse gedreht und frisst auf dieser, oder der Lageraußenring dreht sich im Lagersitz in der Nabe und zerstoert diese.

Radlager-Wartung

Benötigt werden: Neue Dichtringe für die Radlagerung, je nach Zustand auch neue Hülsen hinter den Dichtringen, Fett (z.B. Castrol LMX), eine 28er Nuss, und normales Werkzeug.

  1. Radausbau: Man stellt sein Motorrad auf den Hauptständer, danach löst man die Mutter auf der Steckachse und danach die Klemmschrauben in den Gabelfäusten. Jetzt läßt sich mit einem Schraubendreher, den man durch die Querbohrung der Steckachse steckt, selbige herausziehen. Achtung: Die Distanzhülsen rechts und links fallen runter - auffangen und merken, welche auf welcher Seite sitzt.
  2. Lagerausbau: Mit einem sehr dickem Schraubendreher oder einem Dorn hebelt man die Hülsen, die hinter den Dichtringen stecken, mit etwas Gewalt heraus. der Dichtring wird dabei zerstört; wenn er dabei mit herauskommt um so besser, ansonsten hebelt man ihn danach auch mit einem Schraubendreher aus seinem Sitz. Wenn die Hülsen hinter den Dichtringen Rostnarben oder Einlaufspuren aufweisen, sollte man sie erneuern. Man braucht aber nicht alle 30 000 km neue. Sind die Dichtringe raus, kann man die Lagerinnenringe mit den Wälzkörpern aus der Nabe herausnehmen. Keine Angst, die Wälzkörper werden durch den Lagerkäfig gehalten, es kann also nichts auseinanderfallen. Zwischen den Lagern sitzt ein Distanzrohr mit Passringen. Darauf achten, daß nichts verlorengeht.
  3. Begutachtung der Lagerung: Weisen die Teile der Lagerung Rost auf, oder die Wälzflächen Ausbrüche, muß das Lager ersetzt werden. Ein leicht mattes Aussehen der Wälzflächen auf den Lageraussenringen ist noch normal.
  4. Reinigung: Es ist nicht nötig, alle Teile mit Benzin o.ä. zu reinigen. Einfach alles mit Klopapier oder sauberen Lappen abputzen und das alte Fett soweit wie möglich entfernen.
  5. Einbau: Zuerst fettet man auf einer Seite einen Lageraussenring ordentlich ein, dann setzt man den gefetteten Lagerinnenring mit Wälzkörpern in die Nabe. Die Hülse hinter dem Dichtring fettet man auch und drückt ihn bis zur Hälfte in den neuen Dichtring. Jetzt kann der Dichtring mit einer 28er Nuss in den Sitz in der Nabe geschlagen werden. Achtung: Dichtring nicht bis zum Anschlag, sondern nur soweit eintreiben, daß seine Aussenkante gerade nicht mehr vorsteht. Von der anderen Seite setzt man das eingefettete Distanzrohr ein und montiert das zweite Lager wie das erste.
  6. Radeinbau: Zuerst wischt man alles überschüssige Fett von außen ab, damit es nicht in die Bremsen gelangen kann (nach ca. 100 km sollte man das noch einmal machen, weil noch etwas Fett im Betrieb austritt). Die Steckachse und die Distanzhülsen werden gereinigt und mit irgendeinem Korrosionsschutzöl eingesprüht (WD 40 o.Ä). Jetzt wird die Steckachse wieder in Nabe, Distanzhülsen und Gabel eingefädelt. Zuerst wird nur! die Mutter auf der Steckachse angezogen. Danach bockt man das Motorrad ab und federt die Gabel mehrmals ein: Entweder mit angezogener Handbremse oder mit dem Vorderrad gegen eine Mauer. Dieses Einfedern dient dazu, daß sich die Gabelholme parallel ausrichten können. Anschließend bockt man das Motorrad vorsichtig wieder auf und zieht die Klemmfäuste an der Gabel an.
  7. Man freue sich, eine Wartung selber durchgeführt zu haben.

Achtung!

Es steht im Impressum, aber nochmal: Alle Anleitungen, die ich hier gebe, sind von mir nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Nichtsdestoweniger ist jeder selbst für die Arbeiten verantwortlich, die er an seinem Motorrad vornimmt, und sollte vorher kritisch überprüfen, ob er sich die Arbeiten zutrauen sollte. Ich übernehme keine Haftung für irgendwelche Schäden, die an Motorrad,Fahrer oder sonstwo aufgrund dieser Anleitungen auftreten.